Lederschildkröte - Der Gigant der Meere

Die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) ist die größte aller heute lebenden Schildkrötenarten. Mit einer durchschnittlichen Panzerlänge von 1,5 bis 1,7 Metern und einem Gewicht von 250 bis 700 Kilogramm zählt sie zu den größten Reptilien überhaupt. Im Gegensatz zu anderen Meeresschildkröten besitzt die Lederschildkröte keinen harten Rückenpanzer, sondern eine Panzerung aus kräftiger, lederartiger Haut. Dies ermöglicht ihr einen sehr stromlinienförmigen Körperbau, der ideal an schnelles Schwimmen angepasst ist.
Die Lederschildkröte ist eine ausgesprochene Hochsee-Schildkröte, die nur zur Eiablage an Land geht. Sie ist in den tropischen und subtropischen Meeren rund um den Globus verbreitet. Zwischen ihren weit auseinanderliegenden Nist- und Nahrungsgründen legt der große Meeresreptilier enorme Wanderstrecken von mehreren tausend Kilometern zurück.
Wichtigste Fakten
- Größte Schildkrötenart der Welt
- Bis zu 2 Meter lang und über 900 Kilogramm schwer
- Lebensraum in tropischen und subtropischen Meeren weltweit
- Sehr weite Wanderungen zwischen Nist- und Nahrungsgründen
Verbreitung und Lebensraum
Die Lederschildkröte ist eine ausgesprochen pelagische Meerestierart, das heißt sie lebt überwiegend weit draußen im offenen Ozean. Dennoch gibt es bestimmte Gebiete, in denen die Lederschildkröte besonders häufig anzutreffen ist:
- Neststrände konzentrieren sich vor allem in Zentralamerika und im nördlichen Südamerika sowie in Westafrika und Indien
- Wichtige Nahrungsgründe finden sich entlang der Küsten von Nord- und Südamerika, Europa und Afrika
Die Art ist pantropisch verbreitet, das heißt sie kommt in allen tropischen und subtropischen Meeren der Welt vor. Dank ihrer Fähigkeit, weite Wanderungen über viele tausend Kilometer zurückzulegen, hält sie große zusammenhängende Verbreitungsgebiete in Atlantik, Pazifik und Indik aufrecht.

Ernährung
Die Ernährung der Lederschildkröte ist hochspezialisiert. Sie ernährt sich vor allem von Quallen, daneben auch von anderen weichkörperigen Meerestieren wie Rippenquallen, Ohrenmedusen und Salpen. Mit ihrem scharfen Schnabel fängt die Lederschildkröte die Beute im Vorbeischwimmen direkt aus der Wassercolumn.
Ihr einzigartiger Schlund ermöglicht es der Lederschildkröte, in Tiefen von bis zu 1.200 Metern nach Nahrung zu tauchen. Dort herrschen enormer Druck und Kälte. Dank besonderer physiologischer Anpassungen kann die Lederschildkröte jedoch ihren Stoffwechsel aufrechterhalten und die Beutetiere auch in dieser unwirtlichen Umgebung erjagen.
Pro Tag frisst eine Lederschildkröte mehrere hundert Pfund Quallen. In ihrem elementaren Nahrungsgebieten finden sich mitunter große Quallenschwärme, die sie gezielt ansteuert.
Körperbau und Fortbewegung
Die Lederschildkröte zeichnet sich durch einen sehr stromlinienförmigen Körperbau aus, der ideal an ein Leben im offenen Ozean angepasst ist. Die vorderen Flossen sind sehr lang und breit. Sie werden im "Flugel"-Schlag bewegt und ermöglichen ein energieeffizientes "Gleiten" durchs Wasser.
Im Gegensatz zu anderen Meeresschildkröten fehlt der Lederschildkröte ein fester Rückenpanzer. Stattdessen besteht ihre Panzerung aus einem Mosaik kleiner Knochenplättchen, die in der dicken Lederhaut eingelagert sind. Dieser Aufbau ermöglicht eine hohe Flexibilität und Druckresistenz auch in großen Meerestiefen.

Merkmal | Anpassung |
---|---|
Lange Vorderflossen | Effiziente Fortbewegung durch "Flugel"-Schlag |
Stromlinienförmiger Rumpf | Geringer Strömungswiderstand |
Weiche Panzerung | Flexibilität, Druckresistenz |
Lebenszyklus und Fortpflanzung
Die Geschlechtsreife erreicht die Lederschildkröte mit circa 9 bis 14 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt kehren die Weibchen alle zwei bis drei Jahre an ihre Geburtsstrände zurück, um dort ihre Eier abzulegen.
Ein Gelege umfasst durchschnittlich 80 bis 100 Eier. Nach einer Inkubationszeit von rund 60 bis 80 Tagen schlüpfen die Jungschildkröten und begeben sich vollkommen autonom ins Meer. Männchen kehren nach dem Schlupf nicht mehr an Land zurück.
Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Lederschildkröte wird auf 30 bis 50 Jahre geschätzt. Sie zählt damit zu den langlebigsten Reptilien. Lederschildkröten unterliegen vielfältigen Bedrohungen durch den Menschen, so dass ein natürliches Alter von 50 Jahren in freier Wildbahn nur noch selten erreicht wird.
Gefährdung und Schutz
Obwohl die Lederschildkröte noch recht weit verbreitet ist, müssen ihre weltweiten Bestände als gefährdet eingestuft werden. Hauptursachen sind:
- Beifang in Langleinen und Treibnetzen der Fischerei
- Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll
- Störung und Zerstörung von Neststränden
- Direkte Verfolgung der Tiere und ihrer Eier
Zum Schutz der Lederschildkröte ist ein Bündel aus geeigneten Maßnahmen erforderlich:

- Reduktion des Beifangs durch angepasste Fanggeräte und -methoden
- Schutz der Neststrände vor Störung und Zerstörung
- Beseitigung von Plastikmüll aus den Meeren
- Überwachung und Schutz der Nistgebiete
- Internationale Zusammenarbeit aller Anrainerstaaten
Nur durch schnelles und koordiniertes Handeln kann der Fortbestand dieser faszinierenden Meeresbewohner gesichert werden.
Anpassungen an das Leben im Ozean
Die Lederschildkröte zeigt eine Reihe erstaunlicher Anpassungen an das Leben im offenen Ozean:
- Wärmeregulation - Lederschildkröten können ihre Körpertemperatur mit einem Gegenstrom-Wärmeaustauscher konstant auf ca. 18 °C über der Wassertemperatur halten. Dies ermöglicht ihnen, selbst in kalten Gewässern hohe Stoffwechselraten aufrechtzuerhalten.
- Navigation - Auf ihren weiten Wanderungen orientieren sich Lederschildkröten an Magnetfeldern, Ozeanströmungen und Himmelsobjekten wie Sonne und Sternen.
- Druckresistenz - Der flexible Panzer aus Lederhaut ermöglicht es der Lederschildkröte, auch in Meerestiefen von über 1000 Metern zu tauchen, wo enormer Druck herrscht.
- Salzregulation - Die rosafarbene Tränendrüse neben den Augen dient vermutlich dem Ausfiltern von überschüssigem Salz aus dem Körper.
Wanderungen und Orientierung
Eines der faszinierendsten Verhaltensmerkmale der Lederschildkröte sind ihre ausgedehnten Wanderungen zwischen weit entfernten Nist- und Nahrungsgebieten:
- Nach dem Schlupf wandern die Jungtiere autonom in ihre nahrungsreichen Kinderstubengebiete.
- Geschlechtsreife Weibchen kehren alle 2-4 Jahre an ihre Geburtsstrände zurück um dort zu nisten.
- Männchen verbringen ihr gesamtes Erwachsenenleben zur Nahrungssuche wandernd im Ozean.
- Die Tiere legen Tausende Kilometer lange Routen durch offenes Meer zurück.
- Zur Navigation dienen ihnen Erdmagnetfeld, Meeresströmungen und Gestirne.
Dank Satellitentracking konnten die Wanderrouten vieler Lederschildkröten in den letzten Jahren entschlüsselt werden. Die gewonnenen Daten sind von großem Wert für den Artenschutz.
Gefährdung durch den Menschen
Die größten Bedrohungen für die Lederschildkröte gehen vom Menschen aus:
- Beifang in Fischernetzen - Verletzungen und Ertrinken in Treibnetzen und Langleinen sind häufige Todesursachen.
- Verschmutzung der Meere - Plastikmüll wird oft für Beute gehalten und in großen Mengen gefressen.
- Küstenbebauung - Zerstörung und Störung wichtiger Niststrände.
- Klimawandel - Anstieg der Sandtemperatur an Neststränden und steigender Meeresspiegel.
- Direkte Verfolgung - Jagd auf Eier und Tiere zwecks Konsums.
Nur durch international koordinierte Maßnahmen in all diesen Bereichen kann die Lederschildkröte dauerhaft überleben. Jeder Einzelne ist aufgerufen, durch umweltbewusstes Verhalten seinen Beitrag zu leisten.
Häufig gestellte Fragen
- Wie groß werden Lederschildkröten?
- Mit einer Panzerlänge von 1,5 bis 1,7 Metern gehören sie zu den größten Schildkröten der Welt. Große Exemplare können über 900 Kilogramm wiegen.
- Wie alt werden Lederschildkröten?
- Ihre Lebenserwartung wird auf 30 bis 50 Jahre geschätzt. In Gefangenschaft können sie sogar über 100 Jahre alt werden.
- Was fressen Lederschildkröten?
- Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Quallen. Daneben jagen sie auch Rippenquallen, Salpen und kleine Fische.
- Wo leben Lederschildkröten?
- Sie sind in allen tropischen und subtropischen Meeresgebieten heimisch, wandern aber über große Distanzen.
Fazit
Die Lederschildkröte ist eine faszinierende und stark bedrohte Tierart. Ihr Schutz kann nur durch koordinierte internationale Bemühungen gelingen. Jeder Einzelne ist aufgerufen, durch umweltbewusstes Verhalten seinen Beitrag für den Erhalt dieser majestätischen Meeresbewohner zu leisten.
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