Alles Wissenswerte über die einheimische Moorschildkröte

Die Moorschildkröte (Emys orbicularis) ist eine faszinierende Schildkrötenart, die ursprünglich in Feuchtgebieten und Teichen in Teilen Mitteleuropas beheimatet ist. Im Laufe dieses Artikels werden wir die einzigartige Anatomie, das Verhalten, den Lebensraum und den Gefährdungsstatus dieser reizvollen Reptilienart genauer betrachten.
Die Moorschildkröte ist eine europäische Sumpfschildkröte, die zur Familie der Emydidae gehört. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet umfasst Länder wie Deutschland, Polen, Österreich, Tschechien und die Schweiz. Obwohl sie eher klein ist, zeichnet sich diese Schildkrötenart durch ihren einzigartigen Panzer und ihren Lebensraum aus.
Im Folgenden werden wir die körperlichen Merkmale, Ernährung, Fortpflanzung und das Verhalten der Moorschildkröten detailliert untersuchen. Außerdem schauen wir uns die Bedrohungen für diese faszinierende Tierart an und warum ihr Schutz so wichtig ist. Los geht's!
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Ursprünglich aus Mitteleuropa, lebt in Teichen und Feuchtgebieten
- Wird 5 bis 10 Zoll lang im Erwachsenenalter
- Allesfresser: Pflanzen, Insekten, Würmer, Schnecken, Fische
- Gefährdeter Status laut Roter Liste der IUCN
- Beliebtes exotisches Haustier wegen der geringen Größe
- Kann mit richtiger Pflege 30+ Jahre alt werden
Anatomie und Erscheinung
Die Moorschildkröte ist an ihrem markanten Erscheinungsbild gut zu erkennen. Ihr Rückenpanzer ist oval geformt und meist dunkelbraun oder schwarz gefärbt, oft mit helleren Flecken oder Streifen. Der Bauchpanzer oder Plastron ist gelb-braun. Der Kopf ist relativ klein und endet in einer spitz zulaufenden Schnauze.

Erwachsene Moorschildkröten erreichen eine Länge von 12 bis 20 Zentimetern. Jungtiere und frisch geschlüpfte Schildkröten sind natürlich deutlich kleiner, oft nicht größer als 2-3 Zentimeter beim Schlupf. Das Gewicht beträgt etwa 500 Gramm bis 1 Kilogramm bei ausgewachsenen Tieren.
Die Vorder- und Hinterbeine sind mit Schwimmhäuten versehen, die der Moorschildkröte hervorragende Schwimmfertigkeiten verleihen. Mit ihren scharfen Krallen können sich Moorschildkröten auch auf dem Land gut fortbewegen. Wenn sie sich bedroht fühlen, ziehen Schildkröten einfach Kopf, Beine und Schwanz in ihren gepanzerten Rückenpanzer zurück.
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Größe | 12-20 cm bei Erwachsenen |
Gewicht | 500 g - 1 kg |
Panzer | Oval, braun bis schwarz gefärbt mit helleren Flecken |
Plastron | Gelbbraun |
Kopf | Klein, spitz zulaufende Schnauze |
Beine | Mit Schwimmhäuten zum Schwimmen |
Lebensraum und Verbreitung
Die Moorschildkröte ist inMitteleuropaZuhause und bewohnt dort verschiedene Arten von Feuchtgebieten und Gewässern. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet reicht von Deutschland über Polen, Tschechien, Österreich bis in die Schweiz und Norditalien.
Typische Lebensräume sind stehende und langsam fließende Gewässer wie Teiche, Weiher, Sümpfe, Bäche und Gräben. Die Ufer sollten flach sein mit vielen Versteckmöglichkeiten wie umgestürzten Bäumen, Felsen oder dichter Vegetation. Moorschildkröten sind Tagaktiv und sonnen sich gerne auf ins Wasser ragenden Ästen oder Baumstämmen.
In einigen Gebieten wurden Moorschildkröten auch außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets ausgesetzt oder angesiedelt. So kommen mittlerweile verwilderte Populationen zum Beispiel in Großbritannien, Spanien und Russland vor. Dennoch ist Mitteleuropa die eigentliche Heimat dieser faszinierenden Reptilien.

Ernährung und Jagdverhalten
Moorschildkröten sind Allesfresser, die sich von einer Vielzahl unterschiedlicher Nahrungsquellen ernähren. Hauptsächlich nehmen sie pflanzliches Material wie Blätter, Knospen und Wurzeln zu sich. Ergänzt wird ihre pflanzliche Nahrung durch Insekten, Würmer, Schnecken, Kaulquappen und andere Kleintiere.
Die Jagd geschieht meist im Wasser. Dort stalken Moorschildkröten langsam und geduldig durch die Vegetation, um Beute wie Insektenlarven, Schnecken oder kleine Fische zu erspähen und zu schnappen. Mit ihren kräftigen Kiefern können sie auch Muscheln und Schneckenhäuser knacken, um an die weiche Beute darin zu gelangen.
Am Ufer fressen Moorschildkröten auch gerne Fallobst wie Äpfel und Birnen. Die Jungtiere ernähren sich anfangs vor allem von kleinen Wirbellosen wie Insekten, Würmern und Kleinkrebsen. Insgesamt sind Moorschildkröten aber nicht sonderlich wählerisch und nehmen die Nahrung zu sich, die gerade verfügbar ist.
Lebenszyklus und Fortpflanzung
Moorschildkröten werden mit etwa 5 bis 10 Jahren geschlechtsreif. Die Paarung findet in den Frühjahrs- und Sommermonaten von April bis Juni statt. Das Männchen wirbt um das Weibchen durch visuelle und taktile Reize.
Nach der Paarung sucht das Weibchen ein geeignetes Nestgebiet auf, wo es seine Eier ablegt. Es gräbt mit den Hinterbeinen eine flache Mulde aus, in die es dann die Eier ablegt. Die Gelege umfassen etwa 3 bis 20 Eier, die eine weiße harte Schale haben und etwa 30 Gramm wiegen. Nach der Eiablage bedeckt das Weibchen die Eier mit Erde oder Pflanzenmaterial und verlässt dann die Stelle.

Die Jungtiere schlüpfen nach etwa 60 bis 90 Tagen. Die Geschlechtsbestimmung hängt von der Inkubations temperatur ab. Bei über 30°C schlüpfen mehr Männchen, bei niedrigeren Temperaturen entstehen mehr Weibchen. Die Jungtiere sind zunächst ca. 2-3 cm groß und bleiben im Nest, bis ihre Panzer hart genug sind. Danach graben sie sich aus und begeben sich selbständig ins Wasser.
Verhalten
Obwohl Moorschildkröten auch Landlebensräume besiedeln, sind sie primär im Wasser und in Feuchtgebieten aktiv. Hier jagen, fressen und ruhen sie. Bei Gefahr tauchen sie blitzschnell ab und verstecken sich am Gewässergrund.
An Land begeben sich Moorschildkröten, um zu sonnen, Eier abzulegen oder zwischen verschiedenen Gewässern zu wandern. Die Sonnenbäder dienen dazu, die Körpertemperatur zu regulieren. Dabei heben Moorschildkröten auch gerne einzelne Gliedmaßen, um die Sonneneinstrahlung zu optimieren.
Im Herbst, wenn das Wetter kühler und feuchter wird, halten Moorschildkröten Winterruhe. Sie vergraben sich im Schlamm, wo die Temperatur frostfrei bleibt. Ihre Stoffwechselaktivität wird stark reduziert, so dass sie die nahrungsarme Zeit überdauern können. Erst im nächsten Frühjahr werden sie wieder aktiv.
Moorschildkröten sind primär tagaktiv, auch wenn sie gelegentlich auch in der Dämmerung oder nachts auf Nahrungssuche gehen. In heißen Sommermonaten sind sie eher in den kühleren Morgen- und Abendstunden aktiv und meiden die Mittagshitze. Ab Temperaturen unter etwa 5°C werden Moorschildkröten inaktiv und halten Winterruhe.
Bedrohung und Schutz
Obwohl die Moorschildkröte noch relativ weit verbreitet ist, sehen sich ihre Bestände vielerorts in Mitteleuropa einem Rückgang ausgesetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Lebensraumverlust durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, Uferbegradigungen und Verschmutzung der Gewässer
- Übermäßige Entnahme aus der Natur für Tierhandel und Privathaltung
- Prädation von Gelegen und Jungtieren durch Füchse, Dachse und andere Tiere
- Straßenverkehr: Überfahrene Tiere auf Wanderschaft
Aus diesen Gründen stuft die IUCN Rote Liste die Moorschildkröte als potenziell gefährdet (Near Threatened) ein. In vielen Ländern ihres Verbreitungsgebiets besteht gesetzlicher Schutz für die Art und ihre Lebensräume. Wichtig ist vor allem der Erhalt naturnaher Flussauen und Feuchtgebiete.
Zwischenfazit
- Ursprünglich in Mitteleuropa beheimatet, aber auch in anderen Regionen eingeführt
- Kleine bis mittelgroße Schildkrötenart mit charakteristischem Panzer
- Ernährt sich von Pflanzen und Kleintieren aller Art
- Legt Eier im Frühsommer, Jungtiere schlüpfen nach 2-3 Monaten
- Aktiv in Gewässern und Feuchtgebieten, halten im Winter Ruhezeit
- Potenziell gefährdet, Lebensraumschutz ist wichtig
Besonderheiten und Lebensweise
Moorschildkröten zeigen einige besondere Verhaltensweisen und Anpassungen an ihren Lebensraum in Feuchtgebieten und Gewässern:
- Sie sind exzellente Schwimmer dank ihrer mit Schwimmhäuten versehenen Beine. Geschickt und elegant bewegen sie sich im Wasser fort.
- Beim Tauchen können Moorschildkröten bis zu 10 Minuten die Luft anhalten. So können sie sich lange am Gewässergrund aufhalten.
- Ihre Haut enthält Rezeptoren für Temperatur und Salinität, so dass sie Veränderungen im Wasser schnell wahrnehmen.
- Zum Schutz können Moorschildkröten Kopf, Schwanz und Gliedmaßen blitzschnell unter den harten Rückenpanzer zurückziehen.
- An Land bevorzugen Moorschildkröten sonnige Plätze, wo sie ausgiebig Sonnenbäder zur Thermoregulierung nehmen.
- Im Winter verfallen Moorschildkröten für mehrere Monate in Winterstarre und überdauern diese Zeit im Schlamm vergraben.
- Moorschildkröten haben ein gutes Orientierungsvermögen und finden oft zur Eiablage oder Überwinterung an dieselben Orte zurück.
Insgesamt zeigt sich, dass Moorschildkröten optimal an das Leben in Feuchtgebieten angepasst sind. Viele ihrer Verhaltensweisen und körperlichen Anpassungen erleichtern ihnen das Überleben in diesem Lebensraum.
Moorschildkröten in menschlicher Obhut
Moorschildkröten sind aufgrund ihrer geringen Endgröße auch beliebte Heimtiere. Allerdings benötigen sie, wie alle Schildkröten, eine artgerechte Haltung und Pflege:
- Großes Aquarium oder Teich (mind. 200 Liter pro Tier) mit Landbereich zum Sonnen
- Uferzonen und Versteckmöglichkeiten im Wasser durch Pflanzen oder Wurzeln
- Temperaturgradient von 22-28°C plus wärmelampe für Landteil
- Hohe Luftfeuchtigkeit von 65-85%
Als Futter eignen sich verschiedene Salate, Kräuter, Obst und Gemüse sowie Insekten, Würmer und andere Kleintiere. Jungtiere benötigen mehr Protein aus Tierischer Kost.
Mit geeigneter Haltung und Pflege können Moorschildkröten über 30 Jahre alt werden. Interessenten sollten sich vor Anschaffung ausführlich informieren, da die Tiere anspruchsvoll sind. Eine Haltung im Gartenteich ist meist nicht artgerecht.
Häufige Fragen
Wie unterscheidet man Männchen und Weibchen?
Das Geschlecht lässt sich anhand der Schwanzlänge und -form unterscheiden. Männchen haben einen längeren und dickeren Schwanz sowie eine leicht gewölbte Plastron.
Wie alt werden Moorschildkröten?
Mit guter Haltung können Moorschildkröten über 30 Jahre alt werden. Das höchste bekannte Alter beträgt über 100 Jahre.
Können sie auch im Winter aktiv sein?
Nein, unter etwa 5°C fallen Moorschildkröten in Winterstarre und überdauern die kalte Jahreszeit regungslos im Schlamm vergraben.
Sind Moorschildkröten giftig?
Nein, Moorschildkröten besitzen keine Giftdrüsen und sind für Menschen völlig harmlos.
Darf man Moorschildkröten noch halten?
Ja, die Haltung ist prinzipiell erlaubt. Allerdings sollten nur Nachzuchten verwendet werden, keine Wildfänge.
Fazit
Die Moorschildkröte ist eine faszinierende einheimische Tierart, die perfekt an das Leben in Feuchtgebieten angepasst ist. Obwohl die Art noch relativ weit verbreitet ist, sind viele Populationen durch Lebensraumverlust und andere Faktoren potenziell gefährdet.
Der Schutz ihrer natürlichen Lebensräume sowie ein verantwortungsvoller Umgang beim Fang für die Tierhaltung sind deswegen besonders wichtig. Bei artgerechter Haltung kann die Moorschildkröte auch ein interessantes Terrarientier sein.
Insgesamt haben Moorschildkröten aufgrund ihres Aussehens, Verhaltens und ihrer Anpassungsfähigkeit eine besondere Anziehungskraft. Sie zu erhalten sollte im Interesse jedes Naturliebhabers liegen.
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