Die Oliv-Bastardschildkröte: Lebensraum, Merkmale und Schutz der Emys orbicularis

Die Oliv-Bastardschildkröte (Emys orbicularis), auch Europäische Sumpfschildkröte genannt, ist eine weit verbreitete Schildkrötenart, die nahezu in ganz Europa sowie in Teilen Westasiens und Nordafrikas vorkommt. Dennoch ist die Art durch zunehmenenden Lebensraumverlust und andere Bedrohungen gefährdet. In diesem Artikel erfahren Sie Wissenswertes über Aussehen, Verbreitung, Lebensweise und Gefährdung dieser faszinierenden Wasserschildkröte.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Die Oliv-Bastardschildkröte ist eine europaweit verbreitete Schildkrötenart, die jedoch zunehmend bedroht ist.
- Sie lebt bevorzugt in stehenden und langsam fließenden Gewässern aller Art.
- Charakteristisch für die Oliv-Bastardschildkröte sind ihr abgeflachter Rückenpanzer und die olivgrüne Färbung.
- Die Hauptgefahren für diese Schildkrötenart sind Lebensraumverlust sowie eingeschleppte Arten.
- Um die Oliv-Bastardschildkröte zu schützen bedarf es Schutzgebieten sowie Nachzuchtprogrammen.
Taxonomie und Bestimmung
Die Oliv-Bastardschildkröte gehört zur Familie der Sumpfschildkröten (Emydidae). Ihr wissenschaftlicher Name lautet Emys orbicularis. Weitere gängige Trivialnamen sind Europäische Sumpfschildkröte oder Teichschildkröte. Charakteristisch für die Art sind der abgeflachte, runde Rückenpanzer sowie die olivgrüne bis bräunliche Färbung, die der Schildkröte ihren Namen verleiht.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet der Oliv-Bastardschildkröte reicht von Nordafrika und der Iberischen Halbinsel über weite Teile Europas bis nach Westasien. Sie ist in folgenden Ländern heimisch:
Schmuck-Dosenschildkröte: Die optimale Haltung, Pflege & Ernährung- Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, Türkei, Zypern, Georgien, Aserbaidschan, Russland, Marokko, Algerien, Tunesien
Bevorzugte Lebensräume sind stehende und langsam fließende Gewässer wie Teiche, Weiher, Seen, Sümpfe, Moorgewässer, Altarmen und langsame Fließgewässer. Auch in Wärme liebenden Auwäldern und Bruchwäldern ist die Schildkröte zu finden.
Anatomie und Morphologie
Die Oliv-Bastardschildkröte erreicht eine Panzerlänge von durchschnittlich 10 bis 20 Zentimetern, maximal 25 Zentimeter. Das Gewicht adulter Tiere beträgt 0,5 bis 1 Kilogramm. Kennzeichnend ist der abgeflachte, runde Rückenpanzer, der olivgrün, braun oder schwärzlich gefärbt ist. Der Bauchpanzer (Plastron) ist gelb oder orange. Kopf, Hals und Gliedmaßen sind grün-braun.
| Merkmal | Ausprägung |
|---|---|
| Durchschnittliche Panzerlänge | 10-20 cm |
| Maximale Panzerlänge | bis 25 cm |
| Gewicht | 0,5-1 kg |
| Rückenpanzer | Olivgrün, braun oder schwärzlich, abgeflacht und rund |
| Bauchpanzer | Gelb oder orange |
| Kopf, Hals, Gliedmaßen | Grün-braun |
Lebensweise
Die Oliv-Bastardschildkröte ist primär aquatisch, also an das Leben im Wasser angepasst. Dennoch sonnt sie sich gerne und verbringt einen Teil des Tages außerhalb des Wassers auf Baumstämmen oder Steinen. Die Wintermonate verbringt die Schildkröte eingegraben in Uferböschungen oder auf dem Gewässergrund.
Die Nahrung besteht vor allem aus Wasserinsekten, Weichtieren, Krebstieren, Amphibien sowie pflanzlichem Material wie Algen oder Wasserpflanzen.
Die Paarungszeit liegt im Frühling. Das Weibchen gräbt mittels der Hinterbeine eine Nestgrube und legt darin ein Gelege aus 3 bis 12 länglichen Eiern ab. Nach einer Inkubationsdauer von 70 bis 80 Tagen schlüpfen die Jungtiere.
Afrikanische Schnabelbrustschildkröte - Merkmale, Lebensweise, HaltungGefährdung
Laut Roter Liste der IUCN wird die Oliv-Bastardschildkröte als potenziell gefährdet eingestuft (Near Threatened). Nach anfänglichem Populationsrückgang konnte sich die Art wieder erholen, ist aber weiterhin Bedrohungen ausgesetzt.
Hauptgefahren sind:
- Lebensraumverlust: Zerstörung von Feuchtgebieten durch Trockenlegung, Bebauung, Umweltverschmutzung
- Konkurrenz durch gebietsfremde Arten: Z.B. Rotwangen-Schmuckschildkröte oder Gelbwangen-Schmuckschildkröte
- Fangen für den Heimtierhandel
- Straßenverkehr: Überfahren auf Landwanderungen
Der Schutz der Oliv-Bastardschildkröte erfordert daher den Erhalt naturnaher Feuchtgebiete sowie kontrollierte Nachzucht und Wiederansiedlung.
Haltung als Heimtier
Aufgrund ihrer ansprechenden Optik und Robustheit wird die Oliv-Bastardschildkröte gerne als Terrarientier gehalten. Allerdings erreicht sie eine recht stattliche Größe und benötigt entsprechend große Gehege. Als Faustregel gelten 1000 Liter Wasservolumen pro ausgewachsenem Tier. Optimal sind Teichhaltungen im Garten. Die Wassertemperatur sollte 18-22°C betragen. Das Becken muss eine flache Einstiegsmöglichkeit bieten damit die Tiere das Wasser zum Sonnenbaden verlassen können. Die Fütterung sollte abwechslungsreich mit pflanzlichem und tierischem Eiweiß erfolgen.
Obwohl die Haltung anspruchsvoll ist, kann sie bei artgerechter Pflege sowohl dem Tier als auch dem Halter große Freude bereiten. Auf Nachzuchten aus kontrollierter Aufzucht sollte geachtet werden, um die Wildpopulationen zu schonen.
Afrikanische Weichschildkröte - der ultimative LeitfadenKulturelle Bedeutung
Als in weiten Teilen Europas verbreitete Reptilienart ist die Oliv-Bastardschildkröte seit jeher Teil von Mythen und Folklore. Bereits die alten Römer betrachteten Schildkröten als Zeichen der Klugheit, aber auch Trägheit. In einigen Regionen wurden Schildkröten als Nahrungsquelle genutzt. Die Art hatte also auch kulturhistorische Bedeutung. Heutzutage erfreut sich die Oliv-Bastardschildkröte vor allem in der Terraristik großer Beliebtheit.
Schutzprojekte
Um die Oliv-Bastardschildkröte langfristig zu erhalten, sind gezielte Schutzmaßnahmen erforderlich. Diese umfassen:
Ex-situ-Erhaltung in Zoos und Tierparks. Hier werden stabile Erhaltungszuchten geführt, um einen genetisch vielfältigen Reservoirbestand zu sichern. Folgende Einrichtungen beteiligen sich an entsprechenden Zuchtprogrammen:
- Zoologischer Garten Berlin
- Wilhelma Stuttgart
- Zoo Zürich
- Wien Zoo Schönbrunn
- Zoo Praha, Tschechien
Wiederansiedlung von Nachzuchten in geeigneten Lebensräumen, um lokale Populationen zu stabilisieren oder wiederherzustellen. Erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekte gab es unter anderem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern.
Schutz der Lebensräume vor zerstörerischen Eingriffen wie Trockenlegung, Verschmutzung, Bebauung. Dies kann durch Ausweisung von Schutzgebieten, Renaturierung von Feuchtbiotopen oder Gewässerrandstreifen erfolgen.
Einfluss des Klimawandels
Der Klimawandel stellt eine zusätzliche Bedrohung für die Oliv-Bastardschildkröte dar. Mögliche Folgen sind:
- Austrocknung von Feuchtgebieten durch geringere Niederschläge
- Häufigere Dürreperioden, die die Gewässer austrocknen lassen
- Anstieg der Wassertemperatur, der die Tiere belastet
- Veränderte Verbreitungsgebiete und Populationsentwicklungen
Um klimabedingte Risiken frühzeitig zu erkennen, sind engmaschige Populationsmonitorings in den Verbreitungsgebieten erforderlich.
Handel und Nutzung
Die Oliv-Bastardschildkröte wird für verschiedene Zwecke genutzt:
- Heimtierhandel: In der Vergangenheit Massenfänge für den Zierfischhandel; heute Verkauf von Nachzuchten. Strenge Kontrollen sind zum Schutz der Wildbestände erforderlich.
- Traditionelle Nutzung: Lokale Nutzung als Nahrungsressource findet regional noch statt und muss reguliert werden.
- Illegaler Handel: Schwarzmärkte mit geschützten Reptilienarten stellen ebenfalls eine Gefahr für die Oliv-Bastardschildkröte dar.
Taxonomie und Systematik
Die wissenschaftliche Klassifizierung der Oliv-Bastardschildkröte ist komplex:
- Lange wurde nur die Nominatform E. orbicularis orbicularis anerkannt.
- Heute werden bis zu 9 Unterarten beschrieben, deren Abgrenzung umstritten ist.
- Molekulargenetische Analysen zeigen einen hohen Grad an lokaler Anpassung und genetischer Differenzierung.
Für den Schutz dieser potenziellen kryptischen Arten sind weitere phylogeographische Studien nötig.
Evolution und Fossilfunde
Funde belegen, dass Vertreter der Gattung Emys seit der Jurazeit in Eurasien verbreitet sind. Die rezenten Arten entstanden vor etwa 5 Millionen Jahren.
Fossile Schildkröten der Art Emys orbicularis lassen sich mindestens bis in das Mittelpleistozän zurückverfolgen. Funde gibt es aus Deutschland, Polen, Österreich, Kroatien und Griechenland.
Diese Fossilien belegen ein ehemals weiteres Verbreitungsgebiet dieser Art in Europa. Auch für die Erforschung ihrer Evolutionsgeschichte haben sie große Bedeutung.
Fazit
Die Oliv-Bastardschildkröte ist eine faszinierende, aber potenziell gefährdete Tierart. Ihr Schutz erfordert integrierte Maßnahmen wie Lebensraumschutz, Nachzucht und Wiederansiedlung. Dabei müssen auch neueste Erkenntnisse zu Genetik, Evolution und Klimafolgen Berücksichtigung finden. Nur so lässt sich diese Reptilienart dauerhaft für Europa erhalten.

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