Vierzehenschildkröte - Näheres zur Europäischen Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte oder Vierzehenschildkröte (Emys orbicularis) ist eine faszinierende Reptilienart, die in einem großen Teil Europas sowie in Westasien und Nordafrika vorkommt. Im Folgenden erfahren Sie mehr über Merkmale, Lebensraum, Verhalten und Schutz dieser attraktiven Wasserschildkröte.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:

  • Wissenschaftlicher Name: Emys orbicularis
  • Lebensräume: Stehende und langsam fließende Süßgewässer mit viel Pflanzenbewuchs
  • Verbreitungsgebiet: Europa, Westasien und Nordafrika
  • Größe: 10-20 cm Panzerlänge
  • Lebensweise: Tagaktiv, am Gewässerboden nach Nahrung suchend
  • Ernährung: Allesfresser, bevorzugt Wasserpflanzen, Insekten, Würmer, Weichtiere
  • Alter: Bis über 100 Jahre
  • Fortpflanzung: Geschlechtsreif mit 10-15 Jahren
  • Bestand: Als "potenziell gefährdet" eingestuft
Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Merkmale

Die Vierzehenschildkröte ist eine semi-aquatische Schildkrötenart aus der Familie der Sumpfschildkröten (Emydidae). Ihr Rückenpanzer hat eine ovale Form und erreicht eine Länge von etwa 10 bis 20 Zentimetern bei ausgewachsenen Tieren. Er ist braun bis schwarz gefärbt, wobei helle Flecken und Strahlen die Oberseite zieren. Der Bauchpanzer ist gelblich.

KörpermerkmalBeschreibung
KopfRelativ klein, mit gelben Streifen an den Seiten
GliedmaßenKräftige Beine mit Schwimmhäuten, Vorderbeine mit fünf Krallen, Hinterbeine mit vier Krallen
SchwanzLang, seitlich abgeflacht

Der Kopf der Vierzehenschildkröte ist verglichen mit der Größe des Panzers relativ klein. Er ist olivgrün bis bräunlich gefärbt mit gelben Streifen entlang der Augen und Schnauze. Die kräftigen Beine tragen Schwimmhäute und enden in vier bis fünf Krallen. Der lange Schwanz ist seitlich abgeflacht und dient als Ruder beim Schwimmen.

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Im Gegensatz zu vielen anderen Schildkrötenarten gibt es bei der Vierzehenschildkröte einen deutlichen Größenunterschied zwischen den Geschlechtern: Männchen bleiben mit einer Panzerlänge von 10 bis 14 Zentimetern etwas kleiner als die Weibchen, die 15 bis 20 Zentimeter groß werden können.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Europäischen Sumpfschildkröte erstreckt sich über weite Teile Europas sowie Nordafrika und Westasien. Sie kommt unter anderem vor in:

  • Deutschland
  • Frankreich
  • Italien
  • Österreich
  • Polen
  • Spanien
  • Türkei
  • Nordafrika (Marokko, Tunesien, Algerien)

Die bevorzugten Lebensräume dieser Art sind stehende und langsam fließende Gewässer mit reichlich Pflanzenbewuchs. Das können Seen, Teiche, Sümpfe, Bäche und Flussabschnitte sein. Wichtig ist das Vorkommen von Versteckmöglichkeiten und geeigneten Sonnenplätzen wie umgestürzte Bäume, Treibholz oder große Steine.

Die Schildkröten halten sich überwiegend im flachen Wasser in Ufernähe auf. Zur Überwinterung ziehen sie sich in frostfreie Gewässerzonen zurück oder vergraben sich im Schlamm.

Ernährung

Vierzehenschildkröten ernähren sich omnivor, das heißt sowohl pflanzlich als auch von Tieren. Den Großteil ihrer Nahrung machen Wasserpflanzen wie Laichkräuter, Wasserlinsen und Algen aus. Daneben fressen sie aber auch Insekten, Würmer, Weichtiere und andere Kleintiere, die sie aktiv jagen oder vom Grund auflesen. Mit ihren scharfen Kiefern können sie die Beute problemlos zerteilen und verschlingen.

Zierschildkröten - Die bunten Kobolde im TerrariumZierschildkröten - Die bunten Kobolde im Terrarium

Die Nahrungssuche erfolgt vorwiegend am Gewässerboden, wo die Schildkröten den Schlamm nach essbaren Kleinlebewesen durchwühlen. Dank ihrer Fähigkeit, längere Zeit die Luft anzuhalten, können sie unter Wasser nach Nahrung suchen. Bis zu 30 Minuten können sie durch ihre Kiemenöffnungen Sauerstoff aufnehmen, ohne auftauchen zu müssen.

Lebensweise und Verhalten

Die Vierzehenschildkröte ist primär tagaktiv, also vor allem am Tag auf Nahrungssuche. Nur bei sehr heißen Temperaturen sucht sie auch nachts nach Futter. Im Vergleich zu Land-Schildkröten verbringt sie den größten Teil ihrer Zeit im Wasser. Besonders aktiv ist sie in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden.

Wenn sie nicht gerade auf Nahrungssuche ist, sonnt sie sich gerne auf Baumstämmen, Steinen oder anderen Objekten, die aus dem Wasser herausragen. Sobald sie gestört wird, lässt sie sich blitzschnell ins Wasser gleiten und untertauchen.

VerhaltensweiseBeschreibung
SonnenbadenZum Aufwärmen und Abtrocknen des Panzers
WinterstarreÜberwintern am Gewässergrund oder vergraben im Schlamm
FluchtverhaltenBei Gefahr blitzschnell ins Wasser springen und abtauchen
SozialverhaltenAußer in der Paarungszeit einzelgängerisch

Die Wintermonate verbringen Vierzehenschildkröten in einer Art Winterstarre (Winterruhe), meist vergraben im Schlamm oder an frostfreien Stellen auf dem Gewässergrund. Ihre Stoffwechselaktivität ist dann stark herabgesetzt.

Außerhalb der Paarungszeit leben die Tiere überwiegend einzelgängerisch. Sie jagen für sich alleine und verteidigen auch keine Reviere. Lediglich zur Fortpflanzung suchen sie zwischen April und Juni den Kontakt zu Artgenossen.

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Alter und Fortpflanzung

Europäische Sumpfschildkröten können sehr alt werden. Es sind Tiere bekannt, die ein Alter von über 100 Jahren erreicht haben. Allerdings schaffen das in der Natur nur die wenigsten.

Die Geschlechtsreife tritt mit 10 bis 15 Jahren ein. In diesem Alter beginnen die Männchen, die Weibchen aktiv zu umwerben. Dies erfolgt zwischen April und Juni. Das Männchen schwimmt dabei immer wieder um das Weibchen herum, berührt ihren Panzer und beschnuppert sie.

Nach der Paarung sucht das Weibchen ein geeignetes Nestgebiet auf, wo es 10 bis 15 Eier ablegt. Bevorzugt sind sandige, sonnige Plätze in Gewässernähe. Nach der Eiablage überlässt das Weibchen die weiter Brutpflege sich selbst. Die Jungschildkröten schlüpfen nach 60 bis 80 Tagen und sind von Anfang an auf sich allein gestellt.

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Vierzehenschildkröte in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets noch recht häufig vorkommt, ist die Art potenziell gefährdet. Die IUCN führt sie als "Near Threatened", also potenziell gefährdet.

Gründe für den Rückgang sind:

  • Lebensraumzerstörung durch Trockenlegung von Feuchtgebieten
  • Verschmutzung der Gewässer
  • Überfischung und Gefangenschaft in Fischernetzen
  • Illegaler Fang für die Tierhandel

Zum Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte sind folgende Maßnahmen wichtig:

  • Schutz der Feuchtgebiete
  • Renaturierung von Lebensräumen
  • Schaffung von Schutzzonen
  • Verbot des Fangs und Handels
  • Aufklärung der Bevölkerung

In Deutschland steht die Art bereits unter Naturschutz. Durch gezielte Artenschutzprojekte konnten einige Populationen bereits gestärkt oder wiederangesiedelt werden.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Fortpflanzungszeit der Vierzehenschildkröte liegt zwischen April und Juni. In dieser Zeit nähern sich die Männchen den Weibchen, um sie durch intensives Beschnuppern und Rammen gegen den Panzer zur Paarung zu bewegen.

Nach erfolgter Paarung begibt sich das Weibchen auf die Suche nach einem geeigneten Nestplatz. Bevorzugt werden sonnige, sandige Stellen in der Nähe von Gewässern. Mit den Hinterbeinen wird eine Mulde ausgehoben, in die es dann 10 bis 15 Eier ablegt. Die rundeliche Eier haben eine harte Kalkschale und einen Durchmesser von etwa 3 Zentimetern.

Nestbau und Eiablage

  • April bis Juni
  • Sonnige, sandige Stellen nahe dem Wasser
  • Nestmulde wird mit den Hinterbeinen ausgehoben
  • 10 bis 15 Eier pro Gelege
  • Eigröße etwa 3 cm Durchmesser
  • Harte Kalkschale

Nach der Eiablage überlässt das Weibchen die weiteren Brutpflege sich selbst und kehrt ins Wasser zurück. Die Embryonen entwickeln sich durch die vom Sonnenlicht erwärmten Eier alleine weiter.

Nach 60 bis 80 Tagen schlüpfen die Jungen aus den Eiern. Mit einem kleinen Eizahn auf ihrer Schnauze brechen sie die Kalkschale von innen auf. Die Schlüpflinge sind bereits voll entwickelt und direkt nach dem Schlupf auf sich allein gestellt. Sie halten sich zunächst mehr im flachen Wasser in Ufernähe auf.

Bis die jungen Schildkröten selbst geschlechtsreif werden, dauert es 10 bis 15 Jahre. Die Lebenserwartung beträgt über 100 Jahre, wobei in freier Wildbahn die wenigsten Tiere ein so hohes Alter erreichen.

Interaktionen mit Menschen

Die Vierzehenschildkröte wird aufgrund ihrer attraktiven Erscheinung gelegentlich für Teiche in Parks und Gärten gehalten. Allerdings bedarf die Haltung spezieller Kenntnisse und einer artgerechten Unterbringung. Ausgesetzte Tiere können sich in der Regel nicht in der freien Natur etablieren.

In manchen Ländern kommen die Schildkröten durch Beifang in Fischernetzen zu Schaden oder werden sogar absichtlich als Nahrungsmittel gefangen. Glücklicherweise werden solche Praktiken aber immer seltener.

Die größte Bedrohung geht von der Zerstörung ihres Lebensraums aus. Viele Feuchtgebiete wurden trockengelegt und Flusslandschaften begradigt, so dass geeignete Habitate fehlen. Hier setzen sich Artenschützer für Renaturierungen ein.

Um bedrohte Populationen zu stärken, züchten Naturschutzstationen Vierzehenschildkröten auch gezielt nach und setzen Jungtiere wieder in geeigneten Lebensräumen aus. So kann der Bestand gestützt werden.

Häufig gestellte Fragen

Wie alt werden Vierzehenschildkröten?

Vierzehenschildkröten können sehr alt werden. Es sind Tiere bekannt geworden, die über 100 Jahre alt wurden. In der Natur werden aber die wenigsten so alt.

Wie groß sind Vierzehenschildkröten?

Ausgewachsen erreichen die Männchen eine Panzerlänge von etwa 10 bis 14 Zentimetern, die Weibchen von 15 bis 20 Zentimetern.

Wovon ernähren sich Vierzehenschildkröten?

Die Tiere sind Allesfresser. Sie nehmen pflanzliche Nahrung wie Wasserpflanzen zu sich, aber auch Insekten, Würmer und Weichtiere.

Sind Vierzehenschildkröten vom Aussterben bedroht?

Laut Roter Liste werden sie als potenziell gefährdet eingestuft. Mancherorts sind die Bestände durch Lebensraumzerstörung und Fang zurückgegangen.

Wo leben Vierzehenschildkröten?

Das Verbreitungsgebiet umfasst große Teile Europas sowie Nordafrika und Westasien. Sie bevorzugen stehende und langsam fließende Gewässer.

Können Vierzehenschildkröten mit anderen Schildkröten vergesellschaftet werden?

Außerhalb der Paarungszeit leben sie überwiegend einzelgängerisch. Eine Haltung mit anderen Arten ist meist problemlos möglich.

Halten Vierzehenschildkröten Winterschlaf?

Die Tiere überwintern regungslos am Gewässergrund oder eingegraben im Schlamm. Ihre Stoffwechselaktivität ist dann stark herabgesetzt.

Woran erkennt man Vierzehenschildkröten?

Anhand des ovalen, dunkel gefärbten Rückenpanzers mit hellen Flecken und dem gelben Bauchpanzer sind sie gut zu identifizieren. Die vier Krallen an den Hinterbeinen sind namensgebend.

Fazit

Die Europäische Sumpfschildkröte ist eine faszinierende Reptilienart mit einzigartiger Lebensweise. Obwohl potenziell gefährdet, ist ihr Bestand bei entsprechendem Lebensraumschutz, Aufklärung und Artenschutzprojekten nicht akut bedroht. Die beeindruckenden Tiere bereichern unsere heimische Tierwelt und verdienen unseren Schutz.

Johann Müller

Schon als Kind haben Schildkröten mein Herz erobert. In diesem Blog teile ich meine Leidenschaft und mein Wissen über diese erstaunlichen Kreaturen, begleitet von den Fotos, die ich auf meinen Abenteuern gemacht habe. Ich hoffe, du entdeckst die Magie der Schildkröten und die Wichtigkeit, sich um sie zu kümmern. Willkommen zu meiner Schildkrötenreise!

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