Wann sind Schildkröten aktiv?

Schildkröten sind faszinierende Tiere, die seit über 200 Millionen Jahren auf der Erde leben. Ihre Aktivitätsmuster sind an die jeweiligen Lebensräume und klimatischen Bedingungen angepasst. Aber wann genau sind die verschiedenen Schildkrötenarten eigentlich aktiv? Und welche Faktoren bestimmen ihre Aktivitätszeiten? In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die tages- und jahreszeitlichen Aktivitätsphasen der Schildkröten und ihre Anpassung an die Umweltbedingungen.
Key Takeaways:
- Schildkröten zeigen saisonale Aktivitätsmuster, die von der Art und den Lebensbedingungen abhängen
- Im Frühling und Sommer sind die meisten Schildkröten sehr aktiv (Paarung, Eiablage etc.)
- Landschildkröten halten von Oktober bis März/April Winterschlaf
- Wasser- und Meeresschildkröten sind auch im Winter aktiv, reduzieren bei Kälte aber ihre Aktivität
- Temperatur, Tageslicht und Nahrungsangebot bestimmen die Aktivitätsphasen
- Kranke oder geschwächte Tiere fallen durch verminderte Aktivität auf
Schildkrötenarten und ihre Lebensräume

Es gibt weltweit über 300 Schildkrötenarten, die in sehr unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen. Man unterscheidet grundsätzlich drei Ökotypen:
Landschildkröten
Landschildkröten oder Testudinidae leben vor allem in trockenen, terrestrischen Lebensräumen wie Steppen, Savannen und Wüsten. Zu den Landschildkröten zählen zum Beispiel Griechische Landschildkröten, Maurische Landschildkröten und die Russische Landschildkröte.
Landschildkröten sind optimal an das Leben an Land angepasst. Ihr Rückenpanzer ist hochgewölbt, die Beine sind säulenartig und zum Laufen geeignet. Ihre Aktivität hängt stark von den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen des Lebensraums ab.
Wasserschildkröten
Wasserschildkröten oder Emydidae leben vor allem im und am Wasser. Sie halten sich überwiegend in Flüssen, Seen und Teichen auf. Europäische Sumpfschildkröten, Rotwangen-Schmuckschildkröten und Gelbwangen-Schmuckschildkröten sind typische Vertreter dieser Gruppe.
Ihr Körperbau ist stromlinienförmig an das Schwimmleben angepasst. Die Beine sind paddelartig geformt. Viele Arten können gut tauchen und sich lange unter Wasser aufhalten. Ihre Aktivität ist weniger temperaturabhängig als bei Landschildkröten.
Meeresschildkröten
Wie der Name schon sagt, leben Meeresschildkröten im Meer. Sie halten sich überwiegend in Küstennähe und seichten Gewässern auf. Bekannte Arten sind Suppenschildkröten, Bastardschildkröten und die stark bedrohten Echten Karettschildkröten.
Der Körperbau von Meeresschildkröten ist optimal an die Bedingungen im Meer angepasst. Ihre großen Vorderflossen dienen als Antrieb, die Hinterbeine als Steuerruder. Meeresschildkröten zeigen weniger Aktivitätsschwankungen im Jahresverlauf als Landschildkröten.
Jahreszeitliche Aktivität von Schildkröten

Schildkröten zeigen saisonale Schwankungen in ihrer Aktivität, die sich vor allem an der Fortpflanzungszeit und am Nahrungsangebot orientieren:
Frühling und Sommer
In den wärmeren Monaten nimmt die Aktivität der meisten Schildkrötenarten stark zu. Dies liegt vor allem an der Paarungs- und Eiablagezeit, die meist in diese Jahreszeit fällt:
- Paarungsverhalten bei Landschildkröten von April bis Juni
- Eiablage im Mai bis Juli
- Schlupf der Jungtiere ab August/September
Auch die erhöhten Umgebungstemperaturen und die verlängerte Tageshelligkeit regen die Schildkröten zu mehr Aktivität an. Sie halten sich länger außerhalb ihrer Verstecke auf und zeigen vermehrt Nahrungssuche, Sozialverhalten und Erkundungsaktivität.
Herbst und Winter
Im Herbst und Winter geht die Aktivität vieler Schildkrötenarten zurück. Vor allem Landschildkröten fallen ab Oktober in Winterstarre oder Winterschlaf:
- Reduzierte Körpertemperatur und Stoffwechselaktivität
- Kaum Bewegungsaktivität und Nahrungsaufnahme
- Winterschlaf von Oktober/November bis März/April
Bei Wasser- und Meeresschildkröten ist der Aktivitätsrückgang im Winter weniger stark ausgeprägt. Allerdings reduzieren auch diese Arten ihre Aktivität bei Kälte.
Schildkrötenart | Aktivitätszeitraum |
---|---|
Landschildkröten | April bis September |
Wasserschildkröten | ganzjährig, Aktivitätsminderung im Winter |
Meeresschildkröten | ganzjährig, leichte Aktivitätsminderung im Winter |
Ernährung und Fressverhalten

Das Nahrungsangebot hat einen großen Einfluss auf die Aktivität von Schildkröten:
Pflanzenfresser
Landschildkröten ernähren sich vor allem von verschiedenen Pflanzen wie Gräsern, Kräutern, Blättern und Früchten. In den Monaten mit Nahrungsüberfluss zeigen sie eine hohe Fress- und Bewegungsaktivität.
Allesfresser
Wasser- und Meeresschildkröten sind meist Allesfresser. Sie nehmen pflanzliches Material wie Algen aber auch Wirbellose, Krebstiere und Aas zu sich. Bei reichem Nahrungsangebot erhöhen auch diese Arten ihre Futtersuchaktivitäten.
Fleischfresser
Weichschildkröten ernähren sich carnivor von Wirbellosen, Krebstieren, Muscheln und sogar kleinen Fischen. Sie zeigen die höchste Aktivität beim Beutefang.
Fortpflanzung und Brutpflege
Die Fortpflanzungszeit ist eine Phase besonders hoher Aktivität bei den meisten Schildkrötenarten:
Paarung
Bei Landschildkröten finden die Begattungen meist zwischen April und Juni statt. Männchen zeigen in dieser Zeit ein ausgeprägtes Balzverhalten gegenüber den Weibchen. Auch unter Wasser lebende Arten paaren sich im Frühling und Sommer.
Eiablage
Nach erfolgter Paarung suchen die trächtigen Schildkrötenweibchen einen geeigneten Ort für die Eiablage auf. Landschildkröten graben dafür spezielle Nistgruben, Wasserschildkröten legen ihre Eier in Wassernähe ab. Die Eiablage findet meist im Mai bis Juli statt. Sie erfordert eine hohe Grabe- und Bewegungsaktivität.
Brutpflege
Viele Schildkrötenarten betreiben Brutpflege, um den Schlupferfolg ihrer Jungen zu erhöhen:
- Sie bewachen die Gelege vor Fressfeinden
- Regulieren die Temperatur und Feuchtigkeit im Nest
- Helfen den Jungtieren nach dem Schlupf aus dem Nest
Diese Brutpflege ist mit einer hohen Wachsamkeit und Aktivität verbunden.
Gefahren und Bedrohungen
Schildkröten sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt, die ihre Aktivität einschränken können:
- Lebensraumverlust durch menschlichen Einfluss
- Gefahren im Straßenverkehr und durch Mähmaschinen
- Krankheiten und Parasiten wie Lungenwürmer
- Verletzungen durch Feinde und Artgenossen
- Ernährungsmangel aufgrund von Lebensraumzerstörung
Kranke oder verletzte Tiere zeigen eine deutlich reduzierte Aktivität. Oft halten sie lange Ruhephasen ein und nehmen keine Nahrung auf.
Schildkröten im Terrarium
Werden Schildkröten, vor allem Landschildkröten, im Terrarium gehalten, ist auf eine artgerechte Haltung zu achten:
- Großzügiges Terrarium mit Versteckmöglichkeiten
- Richtige Temperatur- und Lichtverhältnisse
- Bademöglichkeit für die Tiere
- Abwechslungsreiche, vitaminreiche Ernährung
So zeigen Schildkröten auch in menschlicher Obhut ein natürliches Aktivitätsverhalten.
Überwinterung von Landschildkröten
Landschildkröten benötigen im Winter eine deutlich kühlere Umgebungstemperatur von ca. 5-10 °C zur Winterstarre. Idealerweise überwintern sie in einem eigenen Kühlschrank. Ohne Winterruhe zeigen die Tiere Anzeichen von Stress und Krankheiten.
Die simulate Winterruhe sollte 3-4 Monate dauern, um die natürlichen Abläufe bestmöglich nachzuahmen. Danach nimmt die Aktivität der Tiere langsam wieder zu.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Ab wann sind Schildkröten nach dem Winterschlaf wieder aktiv?
Je nach Art und Wetterbedingungen werden Landschildkröten ab März/April wieder aktiver. Mit den steigenden Temperaturen und mehr Sonnenlicht nehmen sie allmählich Nahrung zu sich und werden bewegungsfreudiger.
Wie lange halten Schildkröten Winterschlaf?
Landschildkröten halten in der Regel von Oktober/November bis März/April Winterruhe - also ca. 4-5 Monate lang. Innerhalb dieses Zeitraums zeigen sie kaum Aktivität.
Welche Faktoren beeinflussen die Aktivität von Schildkröten?
Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Aktivität von Schildkröten sind:
- Temperatur und Sonnenlicht
- Nahrungsangebot
- Fortpflanzungsverhalten
- Gefahren und Bedrohungen
- Haltungsbedingungen bei Terrarientieren
Wie verhalten sich Schildkröten bei Kälte/Hitze?
Bei Kälte fallen viele Schildkröten, vor allem Landschildkröten, in Winterstarre. Sie ziehen sich in geschützte Verstecke zurück und zeigen kaum noch Aktivität. Starker Hitze entgehen Schildkröten durch Rückzug in schattige, kühle Orte und Reduzierung ihrer Aktivität.
Woran erkenne ich eine kranke/geschwächte Schildkröte?
Anzeichen für eine kranke Schildkröte sind:
- Verminderte oder aufgehobene Aktivität
- Langes Verharren an einem Ort ohne Bewegung
- Gestörtes Panzerwachstum
- Verfärbungen oder Verletzungen
- Verweigerung der Nahrungsaufnahme
- Auffällige Ruhepositionen
Bei solchen Anzeichen sollte man einen Tierarzt aufsuchen.