Gewöhnliche Schmuckschildkröte - Pflege, Zucht und Terrarienhaltung

Die Gewöhnliche Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) ist eine der beliebtesten Wasserschildkrötenarten weltweit. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika, wird aber heute auch vielerorts in Europa als Haustier gehalten. In dieser Pflegeanleitung erfährst du alles Wissenswerte über die Biologie, Haltung und Zucht dieser faszinierenden Schildkrötenart.
- Überblick über die Gewöhnliche Schmuckschildkröte
- Natürlicher Lebensraum und Verbreitung
- Körpermerkmale
- Ernährung
- Lebenszyklus und Fortpflanzung
- Verhalten und Temperament
- Haltung in Gefangenschaft
- Zucht in Gefangenschaft
- Häufige Gesundheitsprobleme
- FAQs
- Typische Kosten
- Rechtliche Aspekte
- Richtige Gehegegestaltung
- Beleuchtung und Temperatur
- Einstreu und Bodengrund
- Futter und Ernährung
- Tipps für den Futterkauf
- Passende Zoohandlungen finden
- Fazit
Überblick über die Gewöhnliche Schmuckschildkröte
Die Gewöhnliche Schmuckschildkröte (Trachemys scripta scripta), auch Buchstaben-Schmuckschildkröte oder Rotwangenschmuckschildkröte genannt, ist eine semiaquatische Landschildkrötenart aus der Familie der Emydidae. Sie stammt ursprünglich aus dem Südosten der USA und dem Nordosten Mexikos.
Die Art zeichnet sich vor allem durch ihre lebendigen Farben aus. Der Rückenpanzer ist olivgrün gefärbt, der Bauchpanzer gelb mit dunklen Markierungen. Namensgebend sind die roten Streifen an den Wangenseiten vieler Exemplare.
Gewöhnliche Schmuckschildkröten werden etwa 20 bis 30 Zentimeter groß. Sie können ein Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen.
Natürlicher Lebensraum und Verbreitung
Die Gewöhnliche Schmuckschildkröte bewohnt ursprünglich langsam fließende Gewässer wie Teiche, Seen, Sümpfe und Flussläufe im Südosten der USA sowie im Nordosten Mexikos.

Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom Südosten Virginias über Florida bis nach Mexiko und Texas. Populationen finden sich unter anderem in:
- Florida
- Georgia
- South Carolina
- Alabama
- Mississippi
- Louisiana
- Texas
- Oklahoma
- Missouri
- Illinois
- Tennessee
- Kentucky
- Arkansas
Die Tiere bevorzugen stehende bis langsam fließende Gewässer mit schlammigem Untergrund und viel Pflanzenbewuchs.
Körpermerkmale
Gewöhnliche Schmuckschildkröten haben einen abgeflachten, ovalen Rückenpanzer (Carapax) mit einer olivegrünen bis braunen Färbung. Jedes Individuum weist ein einzigartiges Streifenmuster auf.
Der Bauchpanzer (Plastron) ist meist gelb mit dunklen Markierungen entlang der Ränder.
Die Haut ist olivegrün. Auffällig sind die roten, orangen oder gelben Streifen an den Wangenseiten vieler Exemplare - daher der Alternativname Rotwangenschmuckschildkröte.

Männchen werden etwas größer als Weibchen. Sie haben zudem längere Krallen an den Vorderfüßen und einen konkaven Bauchpanzer, um das Weibchen während der Paarung besser packen zu können.
Merkmal | Männchen | Weibchen |
---|---|---|
Größe | bis 30 cm | bis 25 cm |
Gewicht | bis 1,5 kg | bis 1 kg |
Schwanzlänge | länger als bei Weibchen | kürzer |
Krallen | länger | kürzer |
Bauchpanzer | konkav | convex |
Ernährung
In der Natur fressen Gewöhnliche Schmuckschildkröten vor allem Folgendes:
- Wasserpflanzen
- Algen
- Kleintiere wie Insekten, Würmer, Kaulquappen
- Aas
- Früchte und pflanzliches Material, das ins Wasser gefallen ist
Die Tiere sind Allesfresser mit Tendenz zu fleischlicher Kost. Futtertiere wie Mehlwürmer, Mückenlarven oder Fisch sollte einen Teil der Ernährung in Gefangenschaft ausmachen.
Ergänzend nimmt man gemischtes Grünfutter, Salate, Obst, Gemüse und auch geeignete Trockenfutter. Wichtig ist die ausreichende Versorgung mit Kalzium.
Lebenszyklus und Fortpflanzung
Gewöhnliche Schmuckschildkröten werden mit etwa 5 Jahren geschlechtsreif. Die Paarung findet im Frühjahr und Frühsommer statt.

Das Männchen wirbt um das Weibchen durch Kopfnicken, Kopfstöße und Berührungen mit den Vorderbeinen. Danach klettert es auf den Rückenpanzer des Weibchens zur Begattung.
Die Eiablage erfolgt an Land. Das Weibchen gräbt mit den Hinterbeinen eine flache Grube und legt darin etwa 10 bis 20 Eier. Nach der Ablage werden die Eier mit Erde bedeckt.
Die Jungtiere schlüpfen nach 60 bis 90 Tagen Inkubationszeit. Sie sind dann bereits voll entwickelt und unabhängig. Ihre Panzerlänge beträgt etwa 2,5 bis 3 cm.
Verhalten und Temperament
Schmuckschildkröten gelten allgemein als eher scheu und zurückgezogen. Störungen können sie blitzschnell in ihr Gehäuse zurückziehen lassen.
Gegenüber Artgenossen zeigen sie normalerweise wenig Aggressivität. Männchen können allerdings rivalisieren und Kämpfe austragen, besonders zur Paarungszeit.
Die Tiere sind meist tagaktiv, ruhen nachts und bei kühler Witterung. An heißen Tagen sind sie auch im Wasser aktiv.
Haltung in Gefangenschaft
Gewöhnliche Schmuckschildkröten sind beliebte und geeignete Heimtiere, wenn man ihren Ansprüchen gerecht wird. Hier erfährst du Wissenswertes zur artgerechten Haltung:
Terrariengröße
Als Faustregel gilt: Je 10 cm Panzerlänge benötigt eine Schmuckschildkröte 50 Liter Wasservolumen. Für ein ausgewachsenes Tier sollte das Terrarium mindestens 200 x 70 x 60 cm (LxBxH) messen.
Einrichtung
Das Terrarium sollte großzügig und strukturiert eingerichtet sein:
- Großer Wasserteil (~60 % der Fläche)
- Landteil mit Verstecken und Klettermöglichkeiten
- Unebener Bodengrund
- Bepflanzung (echte / künstliche Pflanzen)
- Wärmelampe über dem Landteil
- Badeplattform aus Stein zum Tauchen und Klettern
Temperatur
- Wasser: 22-28°C
- Luft: 26-30°C
- Basking-Spot: ~35°C
Beleuchtung
- UVB-Lampe (12-14h/Tag)
- Zusätzliche Spotlampe über dem Landteil
Fütterung
- Abwechslungsreiche Mischung aus Pflanzenmaterial, Insekten, Fleisch, Calcium
- 1-2x täglich füttern, Jungtiere öfter
- Ausreichend Calciumversorgung wichtig für Panzerbildung
Sonstige Tipps
- Regelmäßiger Wasserwechsel
- Hohe Luftfeuchtigkeit
- Artgenossen friedlich vergesellschaften
- Ausbruchsichere Haltung
- Nie in die Natur entlassen!
So gelingt die Haltung von Gewöhnlichen Schmuckschildkröten im Terrarium. Sie sind interessante und ansprechende Heimtiere, wenn man sich mit ihrer Biologie und ihren Ansprüchen befasst.
Zucht in Gefangenschaft
Die Nachzucht von Gewöhnlichen Schmuckschildkröten ist durchaus möglich, sollte aber nur erfahrenen Haltern vorbehalten bleiben.
Folgende Punkte sind für eine erfolgreiche Zucht zu beachten:
- Gesunde, kräftige Elterntiere
- Ausgewachsene Tiere ab 5 Jahren
- Separate Unterbringung nach der Paarung
- Großes Gelegebehältnis mit feuchter Erde
- Inkubation bei 28-30°C und hoher Luftfeuchte
- Schlupf nach 60-80 Tagen
- Aufzucht der Jungtiere separat
- Fütterung 3-4x täglich mit tierischem Eiweiß
- Langsames Wachstum, Geschlechtsreife mit 5-7 Jahren
Eine Kunstbrut ist mit hohem Aufwand verbunden und die Vermittlung der Jungtiere oft schwierig. Die Empfehlung lautet daher, sich auf die Haltung selbst zu konzentrieren anstatt mit der Zucht zu beginnen.
Häufige Gesundheitsprobleme
Gewöhnliche Schmuckschildkröten sind grundsätzlich robuste und wenig krankheitsanfällige Tiere. Dennoch können bei falscher Haltung Probleme auftreten:
- Panzerfäule durch Vitaminmangel
- Respiratorische Erkrankungen durch kühle Temperaturen
- Parasitenbefall mit Würmern oder Milben
- Mangelerscheinungen durch einseitige Ernährung
- Verletzungen durch Aggresionen bei Jungtieren
Regelmäßige Kontrollen, saubere Haltung und eine abwechslungsreiche Ernährung sind die beste Vorbeugung gegen Krankheiten.
FAQs
Können Schmuckschildkröten alleine gehalten werden?
Ja, sie sind keine ausgeprägten Schwarmtiere. Allerdings sollten Jungtiere zu Beginn zusammen aufgezogen werden.
Wie Reinige ich das Terrarium?
Regelmäßige Teilwasserwechsel sind wichtig. Insekten- und Kotreste vorsichtig absaugen. Glas mit Reptilien-geeigneten Mitteln säubern.
Wie viel kostet eine Schmuckschildkröte?
Preise beginnen bei etwa 50 Euro für Wildfänge. Nachzuchten sind teurer. Terrarienstartpakete beginnen bei rund 150 Euro.
Sind Schmuckschildkröten auch nachts aktiv?
Nein, sie ruhen nachts und bei kühler Witterung. Ideal ist ein Tag-Nacht-Rhythmus von 12-14 Stunden.
Wie viele Eier legt ein Weibchen?
10 bis 20 Eier pro Gelege. In guten Haltungen sind 2-3 Gelege pro Jahr möglich.
Ab wann sind Schmuckschildkröten geschlechtsreif?
In der Natur mit etwa 5 Jahren, in Gefangenschaft manchmal früher. Männchen werden größer und haben längere Krallen.
Typische Kosten
Anschaffungskosten
- Junge Wildfänge ab ca. 50 Euro
- Nachzuchten ab 100 Euro und mehr
- Komplettpaket für Einsteiger ab 150 Euro
Laufende Kosten
- Futter: etwa 5-10 Euro pro Monat
- Strom: 5-15 Euro pro Monat
- Tierarzt: jährliche Gesundheitskontrolle 30-50 Euro
Grundausrüstung
- Terrarium: ab 150 Euro für 200 x 70 x 60 cm
- Beleuchtung: UVB-Leuchte 50-80 Euro; Spotlampe 20-40 Euro
- Filter: ab ca. 40 Euro für Innentankfilter
- Substrat, Dekoration: ca. 50 Euro
Gesamtstartkosten: zwischen 200 und 600 Euro
Rechtliche Aspekte
Die Haltung von Schmuckschildkröten ist in Deutschland grundsätzlich melde- und anmeldepflichtig:
- Bundesartenschutzverordnung: Schmuckschildkröten fallen unter die so genannten nicht heimischen Tierarten, die einer Genehmigungspflicht unterliegen
- Meldepflicht in den meisten Bundesländern
- Keine Aussetzung in die Natur erlaubt
- Verkauf nur mit Herkunftsnachweis gestattet
- Einhaltung der Tierschutz-Haltungsverordnung
Illegale oder falsch gemeldete Haltung können hohe Bußgelder nach sich ziehen.
Richtige Gehegegestaltung
Für eine artgerechte Haltung benötigen Schmuckschildkröten ein großes, strukturiertes Terrarium. Folgende Komponenten dürfen nicht fehlen:
- Großer Wasserteil ~ 60 % der Fläche
- Landteil zum Sonnenbaden und Verstecken
- Bodensubstrat (feiner Kies)
- Dekorationsmaterialien Steine, Wurzeln, Pflanzen
- Tauch- und Klettermöglichkeiten
- Basking-Spot mit Wärmelampe
Der Wasserteil sollte eine Tiefe von mindestens 20-30 cm haben, damit die Tiere komplett abtauchen können.
Ideal sind Teich-Terrarien, die gleichzeitig eine Filterung und Beheizung des Wassers erlauben.
Beleuchtung und Temperatur
Für die Beleuchtung braucht es unbedingt eine UVB-Lampe für 12-14 Stunden täglich. Diese sorgt für die Bildung von Vitamin D3.
Zusätzlich eine Spotlampe über der Landzone zum Erzeugen eines Basking-Spots von ~35°C zur Verdauung und Trocknung.
Die Wassertemperatur sollte 22-28°C betragen. Nachts kann sie auf 18°C absinken.
Einstreu und Bodengrund
Als Bodensubstrat eignen sich:
- Feiner Kies
- Sand (Natur oder Spielsand)
- Kokosfaser
- Holzspäne
Vorteil von Sand und feinem Kies: Natürliche Beschaffenheit, gute Reinigung durch Absaugen. Kokosfasern sehen natürlich aus, halten die Feuchte gut.
Futter und Ernährung
Eine abwechslungsreiche Ernährung ist sehr wichtig. Geeignete Futtertiere sind:
- Mückenlarven
- Mehlwürmer
- Grashüpfer/Heimchen
- Garnelen
- Fisch
- Schnecken
Zusätzlich füttert man pflanzliche Kost wie Salat, Gemüse und Obst. Auch hochwertiges Trocken- oder Feuchtfutter ist empfehlenswert.
Fütterung 1-2x täglich, bei Jungtieren auch öfter.
Tipps für den Futterkauf
Gewöhnliche Schmuckschildkröten lassen sich am besten mit folgenden Futterquellen versorgen:
- Zoofachhandel: große Auswahl gefrorener Futtertiere und Trockenfutter
- Angelladen: Bachflohkrebse, Mückenlarven, Fisch
- Bioladen: Salat, Gemüse, Obst - auf Pestizidrückstände achten
- Online-Shop: Trockenfutter, Lebendfutter bequem nach Hause
- Züchter: qualitativ hochwertige Futtertiere aus eigener Aufzucht
Preislich gibt es große Unterschiede. Mit etwa 5-15 Euro monatlich sollte man für hochwertiges Futter kalkulieren.
Passende Zoohandlungen finden
Beim Kauf einer Schmuckschildkröte und der Einrichtung des Terrariums sind gute Zoofachgeschäfte eine wichtige Anlaufstelle.
Worauf du beim Kauf achten solltest:
- Große Auswahl an Terrarien, Beleuchtung und Zubehör
- Kompetente Beratung durch geschultes Personal
- Möglichst biologische Haltung der Verkaufstiere
- Tiere mit Herkunftsnachweis und Papieren
- Positive Bewertungen anderer Kunden
Am besten nach "Zoofachgeschäft" oder "Terraristik" googeln und Rezensionen checken. Viele gute Informationen findest du auch auf einschlägigen Foren und Blogs von Terrarianern.
Fazit
Die Gewöhnliche Schmuckschildkröte ist eine farbenprächtige, interessante Schildkrötenart, die auch für Anfänger gut als Terrarientier geeignet ist.
Bei artgerechter Haltung mit großem Becken, Wärmequellen und abwechslungsreicher Ernährung lassen sich die Tiere gut im Terrarium pflegen.
Wichtig ist ein großes, gut eingerichtetes Gehege, stabile Wasserwerte und die richtige Beleuchtung. Dann hat man lange Freude an diesen faszinierenden Reptilien!
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